Kirchborchen.
Ein außergesprochen großes und positives Echo erfuhr die Ausstellung zur Geschichte des Pilgerns in Europa und speziell im Sauerland, die bis zum 2. Mai in Kirchborchen zu sehen war. Die St. Michael-Kirche wurde zahlenmäßig während der Öffnungszeiten sichtbar gut besucht. Und auch das vielfältige Beiprogramm überzeugte und erfreute ein großes interessiertes Publikum.
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Heino von Groote, der Präsident der Jakobusfreunde Paderborn, hat nicht nur die anschauliche Eröffnungsrede am 6. April gehalten. Bei der abschließenden Talkrunde erschien er in seiner bewährten Rad-Pilger- „Kluft“. Seit vielen Jahren schon ist Heino von Groote allein oder mit anderen Jakobusfreunden unterwegs, wobei der christliche Glaube für ihn als Antrieb für das Pilgern bedeutsam ist. Bis zum Ende der Welt (Kap Finistere) hat sein Drahtesel ihn sicher geführt. Zusammen mit ihm berichteten in einer von Johanna Magiera-Rammert (AG „Alte Kirche – neu gedacht“) moderierten Talkrunde am Sonntag, dem 27.4.25, auch drei Borchener Pilger von ihren persönlichen Erfahrungen auf dem CAMINO. Für Adele Tietz (ehemalige Lehrerin der Sekundarschule an der Altenau) begann der Pilgerweg mit zwei Weggefährten direkt vor der Haustür in Etteln. Bernd Pasel, ein Bauunternehmer aus Alfen, wollte eigentlich nur drei Tage „zur Probe“ pilgern. Noch heute erinnert er sich daran, dass er bereits nach einem Tag „in falschen Schuhen“ sein Vorhaben abrechen wollte. Spanische Pilgerinnen haben ihn zum Frühstück eingeladen und damit motiviert, nicht aufzugeben und weiterzugehen. Sein Motto lautet inzwischen „aus der Sehnsucht wurde Sucht“, so dass er sich durchaus vorstellen kann, bald wieder loszugehen. Für ihn erschließt sich dabei immer eine andere Welt, die auch eine besondere Wirkung auf ihn hat, wenn er Menschen aus aller Welt trifft, in der spanischen und anderen Sprachen sich verständigen kann und auch das Ziel immer wieder emotional unterschiedlich erleben darf. Das Pilgern ist eine alte Tradition, die sich seit Jahrhunderten in fast allen Religionen und Kulturen findet. Pilgern ist durch den Jakobsweg nach Santiago de Compostela wieder in aller Munde und modern geworden. Für Rudorf Jäger, ehemaliges Vorstandsmitglied der VerbundVolksbank OWL, hat ein anderer Pilgerweg seit über neunundzwanzig Jahren große Bedeutung gewonnen. Von Brilon aus legen zahlreiche „Libori“-Pilger jährlich - nach einem Mitternachtsgottesdienst in der Briloner St.-Nikolai-Kirche und einem Pilgersegen - einen 48 km langen Weg zum Liborifest zurück, wo sie früh morgens am Paradiesportal empfangen werden und mit hallendem Gesang in den leeren Paderborner Dom einziehen.
Eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Gestalt des Apostels stand im Mittelpunkt eines überaus fesselnden Gespräches mit dem Künstler Alfons Bickmann (Etteln) am Palmsonntag. „Sein“ Jakobus entstand nach einer Begegnung auf den eigenen Reisen: Am Pilgerweg in Speyer, direkt vor dem Speyer Dom, befindet sich eine 3m hohe Bronzefigur des Apostels Jakobus. Der Jakobsweg ist nach diesem Apostel, einem der zwölf Apostel Jesu Christi, benannt. Es wird angenommen, dass seine sterblichen Überreste in Santiago de Compostela begraben sind. Das Holzschnitt-Original von Alfons Bickmann, das Jakobus an der Jakobsmuschel erkennbar macht, „schmückt“ auf Initiative des damaligen Pfarrvikars, Georg Austen, seit 1994 den Bürener Ort Siddinghausen. Zu sehen war in der Veranstaltung eine Kopie des (leider nicht mehr vorhandenen) Holzschnitts. Dabei war die Anlage des Druckes so angelegt, dass Jakobus leichtfüßig, schwungvoll und bewusst „in Bewegung“ war. Der Ort am Ende des Pilgerpfads war hier also nicht das eigentliche Ziel, sondern vielmehr der Weg dorthin. Ein Buddhistischer Mönch hat einmal über ein bewusstes Gehen gesagt: die Füße küssen die Erde. Das Pilgern wird sehr oft als „Beten mit den Füßen“ bezeichnet. Ein Teil des Alten Pilgerweges führt an Borchen sowie an der mittelalterlichen Kapelle „Zur Hilligen Seele“ (Dörenhagen) vorbei. Deshalb verwundert es nicht, dass der Einladung zu einem Osterspaziergang am Ostermontag viele Gemeindemitglieder gefolgt sind. Das gemeinsame Wandern mit meditativen Textpausen an besonderen Orten am Alten Pilgerweg, das in Zusammenarbeit mit dem Wanderverein Kirchborchen e.V. organisiert wurde, hat bei den Teilnehmern „Lust auf Mehr“ gemacht, so dass für den Herbst eine Wiederholung geplant bzw. terminiert wird. Auf dem Jakobsweg grüßen sich Pilger und Pilgerinnen bekanntlich mit dem Satz “Buen Camino!”, was auf Spanisch “Guten Weg!” bedeutet. Mit der Idee, die Pilgerausstellung und ein inhaltlich auf das PILGERN abgestimmtes Rahmenprogramm zu entwickeln, scheint in Kirchborchen ein „guter Weg“ gelungen zu sein, neue Möglichkeiten für Begegnungen zu finden und das (nicht nur kirchliche) Gemeindeleben zu aktivieren.