Herr, gib uns deinen Frieden!

Am 3. Oktober begehen wir den „Tag der Deutschen Einheit“. Wir denken zurück an den Weltkrieg, an dem die Einheit unseres Volkes und des Landes zerbrach und dann doch nach jahrzehntelangen Bemühungen um Versöhnung zum Frieden führte. Das lässt uns zurückschauen auf die Friedensbotschaft Jesu Christi. Jesus zeigt im Lukas-Evangelium (17,1-10) den Weg zum Frieden auf: Es ist passiert, der Streit ist ausgebrochen, Unrecht und Gewalt beherrschen das Verhalten der Menschen. Wie kommen wir da wieder heraus? Ein Schuldiger ist entdeckt. Wer findet den Mut auf ihn zuzugehen, ihm zu sagen, was er verkehrt, gemacht hat, was uns verletzt hat? Wenn einer das offene Wort findet, was passiert jetzt? Kann der Angesprochene sich dazu durchringen, seine Schuld zu erkennen, sich zu entschuldigen? Dann bietet Jesus die Lösung an: Vergib ihm!

Das ist schnell gesagt, aber schwergetan: Keine Bedingungen werden erhoben, keine Strafen gefordert, keine Wiedergutmachung verlangt. Ja, selbst wenn es sich noch einmal und gar häufiger wiederholt, dann vergib ihm „auch siebenmal am Tag“! Das klingt nach einer guten Lösung. Aber wer kann das leisten? Auch die Jünger im Evangelium halten sich nicht für stark genug. Das Vertrauen auf die eigene Kraft reicht nicht: Nur ein kleiner Schritt, auf den anderen zuzugehen und mit dem Täter zu sprechen. Aber dann kann das als unmöglich Erscheinende geschehen, weil die versöhnende Kraft Gottes aus den Herzen der Menschen zur Wirkung kommt. Nicht das Vertrauen auf die eigene Fähigkeit und Stärke garantiert den guten Ausgang, sondern die Friedenskraft Gottes, die das bewirken kann.

Wir beten:
Komm, Lebenskraft Gottes, erfülle unsere Herzen mit Mut aus dem Feuer deiner Liebe.
Sende uns deine Kraft und alles wird neugestaltet, du wirst das Angesicht der Erde erneuern.

In unseren gegenwärtigen Kämpfen, Konflikten und Kriegen kämpfen wir zur Zeit vor allem mit militärischen Waffen, mit wirtschaftlichen Sanktionen und erwarten den Sieg, der den Übeltäter mit militärischer und wirtschaftlicher Gewalt unschädlich machen kann.
Wir Christen aber sehen einen anderen Weg: den Weg der Offenheit und Vergebung – im Vertrauen auf Gottes Kraft, die uns auf den Frieden hoffen lässt.

Edgar Schrot

Wer ist wie Gott?

Am 29. September feiern wir das Fest der heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Die Engel begegnen uns in der Heiligen Schrift – gerade an entscheidenden Stellen der Heilsgeschichte – als Boten Gottes. Das Besondere der Erzengel besteht in der Wichtigkeit ihrer Botschaft, die sie sogar im Namen tragen:

Michael bedeutet „Wer ist wie Gott?“ Er ist der höchste Engel. Als Anführer der Engelsschar vertrieb er den aufrührerischen Luzifer wie auch Adam und Eva aus dem Paradies. Er kämpft gegen alle, die sich Gott gleichsetzen wollen. Die von Christus erlösten Seelen aber geleitet er ins Himmelreich und führt sie zu Gottes Thron.

Gabriel heißt „Gottes Kraft“. Er begegnet uns in der Geburtsgeschichte Jesu. Dem Priester Zacharias verheißt er die Geburt seines Sohnes Johannes, der zum Täufer wird. Und ihm begegnet Maria, die auf sein Wort hin die Kraft des Geistes Gottes erfährt und zur Muttergottes wird.

Rafael, „Gott hat geheilt“, wird zu Noah gesandt. Er teilt ihm den Willen Gottes mit und trägt ihm auf, eine Arche zu bauen, damit die auserwählten Menschen und Tiere vor der großen Flut bewahrt bleiben. Dieser Erzengel begleitet auch den jungen Tobias auf seiner Wanderschaft und heilt Tobit, dessen Vater, von seiner Erblindung.

Liebe Schwestern und Brüder, wir verehren die Engel, weil sie Gottes Willen verkünden und uns sein Heil zusprechen. Ebenso kämpfen sie gegen das Böse in der Welt und sorgen sich um unsere Seelen.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Ihr Vikar, Florian Lübker

„Nein, ich war eher dran.“

So schnaubt eine Dame an der Wursttheke einen Herrn an, der sich vermeintlich vorgedrängelt hat. Nein, bloß niemanden beim Autofahren den Vorrang lassen. Ich habe es ja soooo eilig. Sofort hupen und zeigen, wer der King im Ring ist. Je größer das Auto um so besser.

Mein Vorgarten ist der Schönste. Ich nehme das Maßband, um den Buchsbaum so richtig in Form zu bringen. Die Nachbarn werden staunen … Dieses ist mein Platz. Ich habe doch schon meine Handtasche oder das berühmte Handtuch auf die Liege gelegt ...

Diese oder ähnliche Situationen haben wir sicherlich alle schon einmal erlebt. Das Gerangel um den richtigen Platz.

Am Sonntag hören wir im Tagesevangelium von einem Gastmahl, einem Hochzeitsmahl. Die Gäste streben nach den besten Plätzen. Jesu Worte sprechen dabei eine andere Sprache. Wer sich erhöht, wird erniedrigt, wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht.

Es geht um eine grundlegende Haltung des Menschen und nicht darum, sich klein zu machen. Es zeigt, dass wir in dem Gastgeber Gott erkennen sollen. Er ist es, der die Mächtigen erniedrigt und die Niedrigen erhöht. So hören wir auch im Magnificat, im Lobgesang Mariens. Dazu ist bei allem Streben nach Ansehen und Anerkennung, das in jedem Menschen vorhanden ist, auch die nötige Portion Demut wichtig.

Rangordnungen gibt es überall.

Am Tisch Gottes finden wir diese nicht. Hier haben alle ihren Platz, sicherlich auch die, mit denen wir uns manchmal schwertun, die wir verachten und um die wir am liebsten einen Bogen machen. Wer darauf vertraut, dass wir nicht selber immer alles durchsetzen müssen, der kann sich daran erfreuen, wenn jemand anderes weiter „vorne sitzt.“ Bescheiden zu sein, heißt dann nicht immer zurückzustecken oder sein Licht unter den Scheffel zu stellen, sondern in der Gewissheit zu leben, dass wir mit unseren Begabungen und Fähigkeiten ein Geschenk Gottes, des Schöpfers sind.

Wenn ich dies verinnerlicht habe, dann bin ich nicht neidisch oder eifersüchtig auf die „besseren Plätze“, sondern weiß: Ich finde meinen Platz dort, wo Gott mich braucht.

Vielleicht denken wir demnächst mal dran, ob in der Warteschlange, beim Autofahren, im Berufsleben, in der Kirche, oder wo auch immer.

Eine segensreiche Woche wünscht Ihnen
Katrin Spehr, Gemeindereferentin

Reisegepäck © pixabay.de

… mit leichtem Gepäck

Sommerzeit ist Reisezeit. Vielleicht planen auch Sie in diesem Jahr eine Reise, um Abstand zu gewinnen vom Alltag und neue Kraft zu tanken. Von einer Reise erzählt auch Kurt Bucher in einer Geschichte: Ein Tourist darf in einem Kloster bei Kartäusermönchen übernachten. Er ist sehr erstaunt über die spartanische Einrichtung ihrer Zellen und fragt die Mönche: „Wo habt ihr eure Möbel?“ Schlagfertig fragen die Mönche zurück: „Ja, wo haben Sie denn Ihre?“ „Meine?“ erwidert der Tourist verblüfft. „Ich bin ja nur auf der Durchreise hier!“ „Eben“, werfen da die Mönche ein, „das sind wir auch.“*

Wir haben uns in der Diesseitigkeit dieser Welt meist sehr gut eingerichtet und vergessen dabei, dass auch wir uns eigentlich auf der Durchreise in die himmlische Heimat befinden. Im heutigen Evangelium nach Lukas stellt der Gesetzeslehrer eine zentrale Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Die Antwort aus der Tora scheint einfach: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“ Die Frage aber, wer denn dann mein Nächster ist, ist nicht so leicht zu beantworten und Jesus antwortet mit der uns bekannten Erzählung vom barmherzigen Samariter.

Bevor wir in den Urlaub fahren, packen wir einen Koffer und müssen uns entscheiden, was wir mitnehmen. Dabei mache ich die Erfahrung, dass ich fast immer viel zu viel einpacke oder manchmal eben auch die falschen Dinge. Die Frage aus dem Evangelium macht mich nachdenklich. Was ist wirklich wichtig auf der „Durchreise“ von der Erde in den Himmel?

Es sind nicht die „Möbel“ – im übertragenen Sinne für die Kirche vielleicht -nichtdie Strukturen, Gebäude, Finanzen ... Entscheidend ist die Begegnung mit dem hilfsbedürftigen Menschen, für den wir uns zum Nächsten machen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Reise – mit leichtem Gepäck

Ihre Gemeindereferentin Ulla Lütkefedder

*) Aus: Kurt Bucher, Wegmarken. Kurze Geschichten als Predigthilfen, 1980, Rex-Verlag, Luzern.

Kompass © Friedbert Simon; In: Pfarrbriefservice

„Ich bin bei euch alle Tage der Welt“

In diesen Tagen finden in den Gemeinden unseres pastoralen Raumes wieder viele Gottesdienste zum Abschluss einer Schul- oder Kitazeit statt. Diese Feiern erlebe ich besonders intensiv und möchte einige Gedanken dazu näher in den Blick nehmen.

… neu lernen, missionarisch Kirche zu sein

Liebe Schwestern und Brüder!
In dieser Woche feiern wir mit dem 40. Ostertag das Fest Christi Himmelfahrt. Im Lukasevangelium schaut der Herr auf sein Leben zurück und verknüpft es mit der Sendung der Jünger: „Ihr seid Zeugen dafür.“ (Lk 24,48) Die Quintessenz seines Lebens – der Tod am Kreuz und die Auferstehung – soll durch auserwählte Zeugen verkündigt werden „in Jerusalem und in ganz Judäa und Samárien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8).

Diese Verkündigung hat so auch uns in Elsen-Wewer-Borchen erreicht. Doch in Deutschland haben wir als Kirche in den letzten Jahrzehnten verlernt, die Frohe Botschaft lebendig und mit Begeisterung weiterzugeben. Die Folgen sind in unseren Gemeinden allgegenwärtig: weniger Gottesdienstbesucher, weniger Taufen, weniger Trauungen, weniger Priester. Jetzt müssen wir neu lernen, was es heißt, missionarisch Kirche zu sein. Das wird in den kommenden Jahren eines der wichtigsten Herausforderungen für den ‚Pastoralen Prozess‘ sein.

Doch der Herr macht uns dafür Mut, wenn er sagt: „ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird“ (Apg 1,8) Seit jeher ist die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten eine Zeit des intensiven Gebets um die Gaben des Heiligen Geistes. Wo er weht, wird die Kirche lebendig. Und in seiner Kraft können auch wir zu Zeugen und Kündern der Frohen Botschaft werden – wie einst die Jünger und wie viele Generationen zuvor.

Einen gesegneten Festtag wünsche Ihnen
Ihr Vikar Florian Lübker

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